Jedes Jahr findet am 1. August in Warschau ein großer Festakt statt. Um 17.00 Uhr ertönen Sirenen und die Passanten halten auf ihrem Weg an. Auf diese Weise wird des Beginns des Warschauers Aufstands gedacht. Das heutige Stadtbild von Warschau ist nicht zu verstehen, wenn man die Ereignisse des Warschauer Aufstands nicht kennt. Das historische Warschau westlich der Weichsel wurde von den Nazis in ein Trümmerfeld umgewandelt. Über 85% der Stadtsubstanz war zerstört. Die Verluste wurden auf 2,5 Billionen Dollars geschätzt. Über 150 000 Zivilisten starben, dazu über 16 000 Aufständische, 200 000 Warschauer wurden zur Zwangsarbeit ins Reich verschleppt, rund 70 000 in Konzentrationslager deportiert. Mit diesen barbarischen Handlungen wollten die Nazis die Warschauer strafen und ihre Nationalidentität schwächen.
Am 1. August 1944 erhob sich die polnische Heimatarmee (Polnisch: Armia Krajowa) gegen die deutsche Besatzungsmacht. Militärisch gesehen war der Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer gerichtet, politisch jedoch gegen die heranrückenden sowjetischen Truppen, die zu diesem Zeitpunkt bereits am rechten Wechselufer standen. Der Befreiungskampf endete am 2. Oktober 1944 in einer Kapitulation. Danach ordnete Hitler die totale Vernichtung der Stadt an. Ganz Warschau wurde in die sg. „Vernichtungsbezirke“ eingeteilt und systematisch zerstört. Die extra für diesen Zweck aufgestellten Wehrmacht- und SS- Einheiten haben Straße für Straße und Haus für Haus mit den Flammenwerfern niedergebrannt, die noch erhaltenen Gebäude in die Luft gesprengt und sogar die Bäume gerissen bis tatsächlich nichts mehr übriggeblieben ist. Während auf dem linken Ufer die Aufständischen um jeden Stein gekämpft haben, standen die Sowjets auf dem rechten Weichselufer und haben gewartet, bis sich die Polen ausbluten. Erst am 17. Januar setzte die Rote Armee über die Weichsel und „befreite“ das bereits von den Nazis verlassene Warschau. Was die Sowjets auf dem linken Weichselufer vorfanden war ein menschenleeres Trümmerfeld mit knapp 5000 Menschen, die sich versteckt hatten und 20 Millionen m³ Schutt und Asche. Wegen der Rolle der sowjetischen Armee im Warschauer Aufstand haben nach dem Kriegsende die Kommunisten versucht den Aufstand aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen, indem sie die Soldaten der Heimatarmee zu Kollaborateuren der Nazis erklärt haben. Deswegen gab es bis zum Jahr der Wende (1989) weder Denkmäler noch Gedenktafeln, die an die Ereignisse erinnerten. Heutzutage gelten die Aufständischen als Nationalhelden. Die Ereignisse des Warschauer Aufstands und den Animationsfilm „Stadt der Ruinen” kann man in dem 2004 eröffnetem Museum des Warschauer Aufstands nachvollziehen.